ITTEN, BREATH, ROBOT – impro robot dance performance – 26.10.19

Text deutsch weiter unten in Kurz- und Langform.

Eva-Maria Kraft, Thomas A. Pichler, Robot Machina performing ITTEN, BREATH, ROBOT (Photo Richard Pobaschnig)

ITTEN, BREATH, ROBOT
two performances on the re-invention of the human body. Today we are experiencing massive socio-technical changes. Our bodies face the artificial bodies of AI-controlled robots. the situation is similar to the search for early modernism for the “new human being” for a “new time”. Johannes Itten, as one of the few, tried radically to inscribe the human body in the production of architecture. Yet classical modernism has ultimately succeeded in reducing the human body to its extensions and its senses to sight. new artificial bodies are now forcing the reconception of the human body in architecture.
dance-performance: an improvisation of a dancer, a musician and a humanoid robot.
presence-performance: visitors breathe with a humanoid robot – reenacting an anecdote from the early bauhaus.

who can feel an AI?
how do artificial bodies inscribe themselves into human space?
what do these crude imitation of human bodies tell us about our bodies?

performances are taking place at the exhibition
FIRST ADAPTORS; ROBOTIC EXPERIMENTS IN ARCHITECTURE
the groups bAm and H.A.U.S. are among the very first to work with social robots and AI in architecture. bAm follow an approach of experimental construction, H.A.U.S. one of experimental theory.

Eva-Maria Kraft, Thomas A. Pichler, Robot Machina performing ITTEN, BREATH, ROBOT (Photo Richard Pobaschnig)

ITTEN, ATEM, ROBOTER

zwei performances zur neu-erfindung des menschlichen körpers. wir erleben massive sozio-technische umbrüche. unsere körper stehenden künstlichen körpern von KI gesteuerten robotern gegenüber. die situation ähnelt der suche der frühen moderne nach dem “neuen menschen” für eine “neue Zeit”. johannes itten, als einer von wenigen, versuchte den menschlichen körper radikal in die produktion von architektur einzuschreiben. doch die klassische moderne hat letztlich menschenkörper erfolgreich auf ausdehnung und die sinne auf das sehen reduziert. nun forcieren neue künstliche körper die neukonzeption des menschlichen körpers in der architektur.

tanz-performance: improvisation einer tänzerin, einem musiker und einem humanoiden roboter. 
präsenz-performance: besucherInnen atmen mit einem humanoiden roboter – in referenz zu einer annekdote aus dem frühen bauhaus.

wer kann eine KI empfinden?
wie schreiben sich künstliche körper in unsere menschlichen räume ein?
was sagen uns diese kruden nachahmung von menschenkörpern über unsere körper?

26.10.2019, 19h, Galerie Magazin,
Weyringergasse 27/souterrain, architektur-im-magazin.at.

tanz, choreo eva-maria kraft
musik thomas a. pichler an der cellare
roboter modell pepper
programmierung tanz-performance helena frijns, darja stoeva
programmierung präsenz-performance clara haider, matthias hirschmanner
konzept, produktion oliver schürer

konzept
ITTEN, ATEM, ROBOTER
zwei performances diskutieren die neu-erfindung des menschlichen körpers in der zeitgenössischen architektur:
tanz-performance einer tänzerin mit einem humanoiden roboter.
präsenz-performance des roboters mit besucherInnen.

heute, nach dem ende der moderne, finden wir uns ganz ähnlichen herausforderungen ausgesetzt wie zu ihrem beginn. die frühe moderne war unter dem druck von technologischen transformationen, geprägt von der suche nach dem “neuen menschen” für die angebrochene “neue Zeit”. von der industriealisierung geprägte zugänge standen in harschem widerspruch zu spirituell geprägten zugängen wie etwa bei funktionalisums versus expressionismus.
gemeinsam ist den widerstrebenden ansätzen, der versuch den “neuen menschen” durch zurichtung des körpers und indoktrination des geistes zu kreieren. in der architektur war johannes itten einer der wenigen protagonisten, die den menschlichen körper radikal in die produktion von architektur einschrieben. doch wo im funktionalismus die körper auf ihre ausdehnungen und deren sinnlichkeit auf das sehen reduziert wurden – war im expressionismus körper die quelle für die entwicklung von individueller ausdrucksform und dafür es galt dessen empfindsamkeit anzureichern. itten und der expressionismus scheiterten, die körpervorstellungen des funktionalismus wurden norm.
heute fühlen wir uns von künstlichen körpern verunsichert oder gar bedroht – robotische körper scheinen angetreten zu sein, uns zu ersetzen, oder unsere begehren zu verkörpern.
wer kann eine KI empfinden?
wie schreiben sich künstliche verkörperungen in unsere menschlichen räume ein?
was sagen uns diese kruden nachahmung von menschenkörpern über unsere körper?

die tanz-performance dringt ein in die zeitgenössische kulturelle transformationen: um neue menschen zu werden, erfinden wir heute unsere körper neu. wir müssen sie als vis-a-vis zu den prägenden technologien erfinden – zu robotik und KI. deshalb improvisieren hier eine tänzerin und ein musiker und ein humanoiden roboter miteinander.

die präsenz-performance zitiert eine anekdote zu johannes itten: am frühen bauhaus (1919-1923) sollen studierende einzeln mit itten in einem winzigen kabinett gesessen sein. ohne worte, im weißen kaftan und geschorenem haupt, hätte meister itten mit den studierenden gemeinsam geatmet um ihre persönlichkeit zu empfinden. deshalb lässt die performace besucherInnen alleine mit dem künstlichen ITTEN körper. in einem intimen vis-a-vis können besucherInnen die technologische präsenz des ITTEN körpers empfinden, indem sie sich beim gemeinsamen atmen, mit ihm synchronisieren.

Eva-Maria Kraft, Thomas A. Pichler, Robot Machina performing ITTEN, BREATH, ROBOT (Photo Richard Pobaschnig)
H.A.U.S. with Thomas A. Pichler and bAm (Photo Richard Pobaschnig)